Der Charakter
Warum der Charakter?
Der Film „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ von 1973 bedeutet mir unglaublich viel. Es ist einer der ersten Filme, an die ich mich erinnere und seit meiner Kindheit ist der Film ein Teil jeder Vorweihnachtszeit.
Aschenbrödel ist so ein toller Charakter und sie war meine totale Kindheitsheldin – ganz zum Leidwesen meiner Eltern, als ich mit 4 Jahren die Erbsen über dem Küchenfußboden ausgekippt habe, und mit meinem Schaukelpferd zur Titelmelodie durchs Wohnzimmer geritten bin. Es lag also nahe, dass mich mein Cosplay-Weg irgendwann auch zum gewitzten Aschenbrödel führen würde.
Es hat jedoch lange gedauert, bis ich dieses Cosplay tatsächlich angegangen bin, da es keines der Kleider von Aschenbrödel in einer originalgetreuen Version zu kaufen gibt. Von den aufgerufenen Preisen für nicht akkurate Versionen ganz zu schweigen.
Also musste ich selbst ran. Es handelt sich bei Aschenbrödel um das erste Cosplay, das ich von Grund auf selbst geschneidert habe.
Warum diese Version?
Natürlich ist das ikonischste Kleid aus dem Film das silbergewirkte Kleid mit Schleppe zum Ball. Doch da endlose Online-Recherchen es mir unmöglich gemacht, einen passenden Stoff zu finden.
Also habe ich mich entschlossen, stattdessen das Brautkleid vom Ende des Films umzusetzen. Es hat tatsächlich auch besser zu meiner Frisur gepasst, die sich durch gleich lange hüftlange Haare auszeichnete, wodurch die Frisur vom Ball nicht gegangen wäre.
Materialien
Stoffe:
- 3 Meter Brokatstoff Sultan – Silber
- 2 Meter Chiffon weiß
- Weißer Tüll
Zubehör
- Schmuckperlen weiß
- Mehrere Boxen Glasperlen
- Glas-Dekosteine
- Silberne Borte
- Geschenkband silber und gold
- Stück schwarzer Stoff
- Kleine Druckknöpfe
- Reißverschluss
- Epoxydharz
- Kreppband
- Acrylfarbe in schwarz, silber, gold, grün und rot
- Draht
- Heißkleber
- Hammer
Zusätzlich gekauftes Zubehör
- Weiße Handschuhe
- Unterrock in weiß
Verwendetes Schnittmuster
Da das Brautkleid im Gegensatz zum Ballkleid eher den Regency-Schnitt hat, also die „Taille“ direkt unter der Brust sitzt, brauchte ich als Grundlage ein Schnittmuster, was diesen Umstand beachtet.
Das verwendete Schnittmuster ist burda style 2493.
Ich habe Schnittmuster A verwendet, das es den richtigen Halsausschnitt hat und über eine Schleppe verfügt.
Ich habe das Schnittmuster dementsprechend angepasst, dass ich es einfach vorne geschlossen habe, also aus dem „offenen“ Überwurf einen geschlossenen Rock gemacht habe.
Für die Ärmel habe ich mich an einem beliebigen Puffärmel-Schnittmuster bedient, doch da war viel Probieren dabei.
Der Prozess
Das Kleid
Nach dem modifizierten Schnittmuster habe ich aus dem silbernen Brokat das Kleid in seiner Grundform geschneidert.
Im Rücken wird es mit einem Reißverschluss geschlossen. Diesen habe ich nicht gerade eingenäht bekommen, doch am Ende spielt es keine Rolle, da der Umhang darüber fällt.
Für den Umhang habe ich die richtige Breite des hinteren Halsausschnitts ausgemessen und in der entsprechenden Breite einen 2 Meter langen Umhang gefertigt.
Tatsächlich wären aber 50 Zentimeter bis 1 Meter länger besser gewesen.
Der Umhang ist mit kleinen Druckknöpfen am Kleid befestigt.
Die Ärmel sind ein ganzes Stück zu lang, damit sie später „gepufft“ werden können.
Die Ärmel werden aus 2 Lagen weißem Tüll noch einmal geschneidert und unter die Ärmel des Kleides gezogen, sodass die Ärmel an Volumen gewinnen.
Beim orginalen Kleid sind tatsächlich die Armbänder und der Gürtel eher golden als silber. Da ich jedoch sehr ungern gold und silber als Farben mische, habe ich mich dafür entschieden, nur silber zu verwenden.
Die Armbänder sind auf den Armumfang abgestimmt und werden jeweils mit einem angenähten Druckknopf verschlossen. Die Ärmel selbst werden vor dem Befestigen der Armbänder entsprechend zusammengeschoben und gepufft, bis die richtige Optik entsteht.
Der Gürtel
Den Gürtel des Brautkleids sieht man nur ganz kurz und auch das nicht besonders gut.
Auffallend sind die Perlen, die auf schwarzem Grund eine Borte aus silbernem (okay, goldenem) Material oben und unten säumen und ein Schmuckgehänge am Gürtel vorne.
Ich habe das Design so gewält, auf einen Gürtel aus schwarzem Stoff genäht und diesen dann an sich selbst und am Kleid befestigt.
Ich war kreativ und habe das Schmuckgehänge von der Form her interpretiert.
Dazu habe ich für die Form die blau umrandeten Glasperlen genommen, die gelb umrandeten habe ich blau angemalt und für oben verwendet.
Die tränenförmigen Perlen sind aus den Glas-Dekosteinen gemacht.
Der große Stein in der Mitte ist aus Epoxydharz, das ich noch daheim hatte, gegossen und auf eine Platte weißen Kartons geklebt.
Der Gürtel sollte an mindestens fünf Stellen am Kleid befestigt werden. Beim ersten Versuch habe ich Klettverschluss genommen und kann davon nur abraten! Der Klett hat mir die ganzen Fäden des Gehänges zerrissen, sodass ich es komplett neu machen musste.
Druckknöpfe zum Annähen sind die beste Wahl!
Die Kette
Zu guter Letzt habe ich noch den gesamten Ausschnitt des Kleides mit Perlen besetzt.
Die Kette habe ich nach dem gleichen Prinzip wie das Gürtelgehänge gefertigt: Die gleichen Größen von Perlen und wieder ist der kleine selbst gegossene Epoxydharz-Stein in der Mitte auf einem Stück Karton angebracht.
Der Ring für den König der Jagd
Zum Brautkleid gehört natürlich auch noch der Ring für den König der Jagd, der Aschenbrödel wieder angesteckt wird.
Mit den Perlen habe ich versucht, die ungefähre Form des Rings nachzubilden. Ich habe sie mit durchsichtigem Faden zusammengebunden und den äußeren Ring grün angemalt und den inneren schwarz. Die große Perle in der Mitte wurde rot.
Dann habe ich einige weitere Glasperlen unterschiedlicher Größe zusammengesucht, in einen Versandumschlag gesteckt und mit kräftigen Hammerschlägen zertrümmert, sodass die meisten in der Hälfte oder im Drittel zersplittert sind. Dann wurden die Bruchstücke mit Heißkleber auf das zuvor bemalte Gebilde geklebt.
Zu guter letzt habe ich den Bruch noch golden angemalt und einen gebogenen Draht mit Heißkleber daruntergeklebt, der meine Ringgröße hat.
Die Krone
Die Krone ist ein eigenes Thema und bekommt einen eigenen Beitrag.
Die Schuhe
Für die Schuhe habe ich bereits für mein Belle-Cosplay verwendeten und golden angemalten Schuhe mit Kreppband beklebt und dieses dann zuerst schwarz und dann silbern bepinselt. So ersparte ich es mir, für das Cosplay neue Schuhe kaufen zu müssen.
Das Ergebnis
Ich bin mit meinem Aschenbrödel-Cosplay sehr zufrieden. Ich habe mir einen Kindheitstraum erfüllt!
Für meine erste komplett selbst gemachte Arbeit ist es wirklich gut geworden.